5. Glossar: Zentrale Begriffe des Bedürfnis- und Wachstumsmodells

5. Glossar: Zentrale Begriffe des Bedürfnis- und Wachstumsmodells

Basierend auf den Artikeln 1–4 ist hier ein Glossar der zentralen Begriffe, wie sie in diesem Themenfeld verwendet werden.


Akzeptanz (Teil von Verbindung)

Das grundlegende Wissen, von wichtigen Menschen akzeptiert, gesehen, wertgeschätzt und nicht abgelehnt zu werden.


Bedürfnis-Boot

Eine Metapher, die Bedürfnisse und die Fähigkeit, sie zu erfüllen, als Boot darstellt, mit dem man über den „Ozean des Lebens“ navigiert.
Es ersetzt die statische Bedürfnispyramide und besteht aus dem Rumpf (Sicherheitsbedürfnisse) und dem Segel (Wachstumsbedürfnisse).


Bedürfnispyramide

Eine populäre, aber irreführende Metapher für Bedürfnisse, die von Abraham Maslow selbst nie gezeichnet wurde.
Sie suggeriert fälschlicherweise, dass Bedürfnisse wie Level in einem Videospiel freigeschaltet werden und Grundbedürfnisse irgendwann wegfallen.


Bedürfnisse

Das, was Menschen für ihr psycho-biologisches Wohlergehen brauchen (nicht nur wollen).
Wenn sie nicht erfüllt sind, gerät das System in Stress – die Wahrnehmung der Welt verengt sich.


Calling (Berufung)

Die Art von Arbeit, die man tut, weil sie intrinsisch erfüllend ist – selbst wenn man nicht dafür bezahlt würde.


Erforschung (Wachstumsbedürfnis)

Das erste Wachstumsbedürfnis: der natürliche Impuls, Neues zu verstehen, dem Unbekannten mutig zu begegnen und in Herausforderungen einen Sinn zu finden.


Erfolgsschleife

Ein positiver Kreislauf, bei dem ein erfolgreicher Schritt zu einem guten Gefühl führt, was wiederum den nächsten Schritt motiviert und zu weiterem Erfolg führt.


Gesunde Persönlichkeit

Die Fähigkeit, sowohl Sicherheitsbedürfnisse (Stabilität) als auch Wachstumsbedürfnisse (Veränderung) zu integrieren.


Gesunder Selbstwert

Ein Zustand, in dem die Frage „Bin ich wertvoll?“ keine Frage mehr ist.
Ein ruhiges, inneres Wissen, das keine laute Bestätigung von außen mehr braucht.


Intimität (Teil von Verbindung)

Tiefe, lebendige und bedeutsame Verbindungen, die entstehen, wenn Präsenz, positive Wertschätzung und Verletzlichkeit zusammentreffen.


Karriere (Art der Arbeit)

Arbeit, die man für Geld und Aufstiegsmöglichkeiten tut.


Leere / Bedeutungslosigkeit

Das Gefühl, das entsteht, wenn die Wachstumsbedürfnisse (Segel) nicht erfüllt sind.
Im Gegensatz zum „Mangel“ ist dies keine akute Not, sondern ein schleichendes Gefühl innerer Sinnlosigkeit.


Liebe (Wachstumsbedürfnis)

Das zweite Wachstumsbedürfnis.
Im Gegensatz zur Verbindung (Liebe bekommen) ist dies die Haltung, der Welt und anderen Menschen aktiv mit Wertschätzung zu begegnen (Liebe geben).


Mangel (Gefühl)

Das Erleben von Defizit, Gefahr oder Not, das entsteht, wenn die Sicherheitsbedürfnisse (Rumpf) nicht erfüllt sind.


Meisterschaft (Säule des Selbstwerts)

Die zweite Säule der Selbstachtung: die Erfahrung, sich als handlungsfähiges und wirksames Wesen zu erleben, das sich Ziele setzen und sie auch erreichen kann.


Misserfolgsschleife

Ein negativer Kreislauf, bei dem ein Misserfolg zu einem schlechten Gefühl führt, was Zögern beim nächsten Schritt bewirkt und zu weiterem Misserfolg führt.


Neuroception

Ein von Stephen Porges benannter, unbewusster Prozess des autonomen Nervensystems.
Er scannt permanent die Umgebung, um drei Fragen zu beantworten:

  1. Bin ich körperlich sicher?
  2. Bin ich verbunden?
  3. Bin ich wichtig?

Purpose (Wachstumsbedürfnis)

Das dritte Wachstumsbedürfnis: ein übergeordnetes Ziel oder Zweck, an dem das Leben ausgerichtet wird.
Bedeutung entsteht, wenn man sich auf ein Ziel zubewegt, das Wachstum ermöglicht.


Rumpf (des Bootes) / Sicherheitsbedürfnisse / Mangelbedürfnisse

Der Teil des Bedürfnis-Boots, der für Stabilität sorgt und den Menschen „über Wasser hält“.
Er repräsentiert die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Verbindung und Selbstwert.
Werden sie nicht erfüllt, erlebt man einen „Mangel“.


Segel (des Bootes) / Wachstumsbedürfnisse

Der Teil des Bedürfnis-Boots, der für Vorwärtsbewegung, Richtung und Bedeutung sorgt.
Er repräsentiert die Wachstumsbedürfnisse Erforschung, Liebe und Purpose.


Selbstwert (Bedürfnis)

Das dritte Sicherheitsbedürfnis (Teil des Rumpfes).
Es bezieht sich auf die unbewusste Frage: „Bin ich wichtig?“
Ein stabiler Selbstwert entsteht durch echte Erfolge und positive Interaktionen mit anderen Menschen.


Sicherheit (Bedürfnis)

Das erste und grundlegendste Sicherheitsbedürfnis (Teil des Rumpfes).
Es ist das tiefe Wissen „Ich bin sicher“ und umfasst drei Ebenen:

  1. Nicht in Gefahr sein
  2. Geborgen sein (ein Zuhause haben)
  3. In einer vorhersagbaren Welt leben

Social Engagement System

Ein Begriff aus der Polyvagal-Theorie.
Er beschreibt den regulierten Zustand, in dem Verbindung mit anderen Menschen die effizienteste und sicherste Überlebensstrategie ist.


Sozialer Wert (Säule des Selbstwerts)

Die erste Säule der Selbstachtung: das Wissen „Ich bin im Kern wertvoll und habe sozialen Wert in Beziehungen.“
Dieses Gefühl entsteht, wenn man sich als hilfreich, verbunden und berührbar erlebt.


Spirituelle Komponente (von Bedürfnissen)

Eine tiefere Ebene der Sicherheitsbedürfnisse.
Bei Sicherheit ist es der Kontakt zum eigenen Sein („Ich bin“).
Bei Verbindung ist es das Gefühl, mit dem Leben selbst (Gott, Natur) verbunden zu sein.


Verbindung (Bedürfnis)

Das zweite Sicherheitsbedürfnis (Teil des Rumpfes).
Es ist laut Polyvagal-Theorie die evolutionär neueste und sicherste Überlebensstrategie.
Es umfasst die Facetten Akzeptanz und Intimität.