1.3: Wenn die Landkarte zur Falle wird: Warum Coaching die rechte Hemisphäre aktivieren muss

1.3: Wenn die Landkarte zur Falle wird: Warum Coaching die rechte Hemisphäre aktivieren muss

Wir haben gesehen, dass die linke Hemisphäre eine vereinfachte Landkarte der Realität erschafft, während die rechte die komplexe, lebendige Landschaft wahrnimmt. Genau hier, im Spannungsfeld zwischen Landkarte und Landschaft, liegt der Schlüssel zum Verständnis vieler Probleme, mit denen Klienten zu Coaches und Therapeuten kommen.

Das Problem der linken Hemisphäre: Der Realitätsverlust

Die größte Stärke der linken Hemisphäre ist zugleich ihre größte Schwäche: Sie ist darauf ausgelegt, die Welt so wahrzunehmen, wie sie sie bereits kennt. Sie greift auf etablierte Kategorien, Glaubenssätze und Muster zurück, um mit minimalem Energieaufwand zu funktionieren. Das Problem dabei ist, dass sie dazu neigt zu glauben, die Landkarte, die sie entwickelt hat, sei die Landschaft.

Wenn diese Art der Weltwahrnehmung überhandnimmt, verlieren wir den Kontakt zur Wirklichkeit, zu anderen Menschen und zu den impliziten, ungreifbaren Aspekten des Lebens. Das Ergebnis ist eine Welt, die zwar mächtig und kontrollierbar erscheint, sich am Ende aber leer und bedeutungslos anfühlt.

Wenn Klienten in der Landkarte gefangen sind

Ganz viele der Probleme, mit denen Menschen Hilfe suchen, entstehen genau aus diesem Dilemma. Sie stecken fest, weil die Weisheit und die Lösungen, die in der rechten Hemisphäre liegen, verloren gegangen sind. Sie versuchen, ihre Probleme durch noch mehr Analyse und Nachdenken zu lösen – also mit genau den linkshemisphärischen Werkzeugen, die ihre Sicht auf die Welt so einschränken. Sie bleiben in ihrer alten Landkarte gefangen und finden keinen Ausweg.

Doch das gilt nicht nur für Klienten. Auch wir als Therapeuten und Coaches laufen Gefahr, in unseren eigenen methodischen Landkarten festzustecken. Wenn wir zu sehr an einem bestimmten Vorgehen festhalten, verpassen wir den lebendigen, individuellen Menschen, der vor uns sitzt, und die therapeutische Beziehung, die für Heilung so notwendig ist, geht verloren.

Die zentrale Herausforderung: Die rechte Hemisphäre einbeziehen

Echte Veränderung, neue Umgangsformen und tiefgreifende Aha-Momente können nur aus der rechten Hemisphäre kommen, denn sie ist die Einzige, die uns über das Bekannte hinausführen kann. Wir müssen also die Weisheit, die Perspektiven und die Impulse der rechten Hemisphäre ganz bewusst in unsere Arbeit einbeziehen.

Doch das führt uns zur zentralen Herausforderung, die den Weg für unsere weitere Untersuchung ebnet: Die rechte Hemisphäre hat keine eigene Sprache im herkömmlichen Sinn. Menschen, die einen Schlaganfall in der linken Hemisphäre erleiden, verlieren oft ihre Sprache, obwohl die rechte noch intakt ist.

Wie können wir also etwas in unsere Sessions einbeziehen, das sich der Sprache entzieht? Wie können wir die rechte Hemisphäre gezielt ansprechen, um jene tiefen Veränderungen zu ermöglichen, die unsere Klienten so dringend brauchen?